„Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht“: Viele kennen diesen Satz: Er stammt vom seinerzeitigen SPD-Fraktionsvorsitzenden Otto Wels und waren am 23. März 1933 die letzten freien Worte im Reichstag. An diesem Tag stimmten die Abgeordneten mit 444 zu 94 Stimmen dem „Ermächtigungsgesetz“ zu – und damit auch der Aufhebung der Gewaltenteilung und letztlich seiner eigenen Auflösung. Die Nein-Stimmen gehörten den 94 SPD-Abgeordneten, die es trotz massiven Drucks und drohender Gewalt durch die aufmarschierte Sturmabteilung (SA) zur Abstimmung schafften. Eigentlich hätte die SPD-Fraktion noch 26 weitere Stimmen haben sollen, doch ein Teil ihrer Mitglieder war – wie die gesamte KPD-Fraktion – bereits verhaftet worden oder geflohen. Wels Worte waren die vielleicht mutigsten, die je im Reichstag gesprochen wurden.